Rathaus von Brüssel

Rathaus von Brüssel

Montag, 13. September 2010

Tag 8


Die erste Woche ist vorüber. In dieser Woche habe ich erfolgreich meinen Französisch-Intensivkurs abgeschlossen, ein wenig die Stadt kennen gelernt und festgestellt, dass ich einfach schon zu alt bin.
Meine Gast-Uni verteilte nämlich Dokumente, bei denen man beim örtlichen Nahverkehr ein Monatsticket für 15 Euro bekommt. Problem...dies gilt nur für Schüler und Studenten bis 24 Jahre...Hätte ja klappen können. Nach einem Gespräch mit einem Nahverkehrsmitarbeiter, stellte sich anschließend heraus, dass es keine, wie von mir erhoffte, Alternative für eine Preisreduzierung gibt. Daher würde mich also das Monatsticket 45 Euro kosten. Schwarzfahren in Brüssel ist übrigens so eine Sache. Beim ersten "Erwischt-werden" wird man wohl nur erfasst und verwarnt, ohne Geldstrafe, beim zweiten mal sind es dann 500 Euro. Sofern das Wetter mitspielt werde ich wahrscheinlich das Fahrrad nutzen...immerhin gewöhne ich mich langsam an den Verkehr. Das Gute am Berufsverkehr ist die Tatsache, dass bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 km/h die Reaktionswege relativ gering sind.
Am Mittwoch stürmte dann ein Großteil der Erasmus-Studenten das Delirium, eine Bar die sich damit rühmt, die meisten Biersorten überhaupt anzubieten.
Ein wirklich sehr sehr netter Abend mit vielen neuen Bekanntschaften endete für mich mit der Erkenntnis, ausnahmsweise mal alles richtig gemacht zu haben, als ich mich entschloss mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Denn die Nacht empfing uns mit wolkenbruchartigem Regen.
Am Freitagabend dann begann das Wochenende mit der Geburtstagsparty einer mexikanischen Mitstudenten. Ort der Party war ein Haus, das komplett von Erasmus-Studenten von außerhalb der EU bewohnt wurden. Viele Lateinamerikaner, was noch für unglaubliche Stimmung sorgen sollte.
Der Abend war vermutlich ein Sinnbild für die Stimmung in einem Erasmus-Semester. Ich hatte davon gehört, aber konnte es nie wirklich glauben. Im Prinzip völlig Fremde finden, genötigt durch die gleiche Ausgangssituation, in atemberaubenden Tempo zusammen und bilden in kürzester Zeit eine fast schon familiäre Atmosphäre. Überall hört man Brocken von Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch. Mitunter alles in einem Satz, aber es funktioniert. Nichts zu spüren von der befürchteten Distanz des sich erstmal "Beschnuppern" müssen. Man ist da und beinahe zeitgleich integriert. So wurde ich noch am selben Abend von einer in Antwerpen lebenden Österreicherin zu sich und ihrem Freund eingeladen.
Ihren Höhepunkt erreichte die Party, also die Lateinamerikaner zur Gitarre griffen und anfingen zu singen und zu tanzen. Eine mich überwältigende Stimmung, mit der ich in keinster Weise gerechnet hätte, als ich mich früher am Abend auf mein Fahrrad geschwungen habe.
Allgemein liegt die Vermutung nahe, dass das Mittel der Wahl zur Bekämpfung von Ängsten und Heimweh die Ablenkung ist. 
Die Uhr steht in diesen Tagen kaum still.
So traf man sich nach wenigen Stunden Schlaf auch schon bald wieder im Zentrum der Stadt um selbige zu erkunden. Unser Weg führte uns vorbei an Manneken Pis (kurz gesagt: eine Enttäuschung), über mehrere Base-Shops (zum Erstehen einer belgischen Prepaid-Karte) durch die Einkaufsstraßen in einen kleinen Park und zurück zum Mittelpunkt der Stadt dem Grand Place um den Nachmittag mit der ersten belgischen Waffel zu beenden.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in meiner Unterkunft ging es auch schon wieder zurück in die Stadt. Um uns das Feuerwerk zu Ehren des stattfindenden Comic-Festivals anzusehen. Wieder eine außergewöhnliche Erfahrung, da ich noch nie direkt unter einem Feuerwerk stand. Anschließend begaben wir uns in Richtung Zentrum auf der Suche nach einem Club, einer Bar oder einem ähnlich qualifizierten Lokal. Fündig wurden wir im Sphinx. Einer kleinen Bar aka Club aka Tanzbar. Der DJ war...nennen wir es mal "expendable"...unfähig einen vernünftigen Übergang zu bewerkstelligen oder wenigstens zwei zu einander passende Titel hintereinander zu spielen. Der Kellner kannte keinen Gimlet, auf meine Versuch ihm das Getränk zu erklären, wollte er mir Gin Fizz andrehen...na herzlichen Dank. Aber selbst die Abstriche des Etablissements vermochten nicht die Stimmung zu dämpfen, die sich bei uns entwickelte. Denn der Club, das waren wir. Erst durch uns angesteckt begannen später auch ein paar der übrigen Gäste zu feiern und zu tanzen.

Gegen 4 Uhr morgens begab ich mich dann mit dem Fahrrad zurück zu meiner Wohnung.
Ursprünglich war für Sonntag eine weitere Zusammenkunft geplant, diese wurde aber auf Grund von vereinzelten Ausfallerscheinungen und schlechter Koordination kurzfristig abgesagt. Leider wurde ich Opfer der Kommunikationsschwierigkeiten und irgendjemand hat einer falschen Nummer die Information zu kommen lassen. So dass ich mal eben 45 Minuten im T-Shirt im Regen stand...macht ja nix...mach ich gerne. Als mir dann aber klar wurde, dass auf Grund einer Parade die Busse nicht fuhren und ich 4,5km Fußweg vor mir hatte begann sich meine Laune ein wenig zu verfinstern.
Heute ist noch mal ein Tag Pause, den ich dazu nutzen werde, mein Viertel ein wenig mehr zu erkunden. Morgen beginnt dann das Semester mit einem Einführungstag und einer Stadtrundfahrt.
Soweit erstmal zu meiner ersten Woche. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Liebe Grüße und wer Fehler findet - diese sind absichtlich gesetzt und dienen der allgemeinen Unterhaltung.

1 Kommentar:

  1. oh man, das mit dem Dj kenn ich auch. Schrecklich! Sind wir denn so verwöhnt?!

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